Das Leben ist viel zu kurz, um die Hälfte des Jahres an Land zu verbringen!

Kennst du das auch? Du stehst bei herrlichem Sonnenschein an Land, blickst über das Meer und träumst davon, endlich wieder mit deinem Boot unterwegs zu sein. Aber das Boot steht aufgebockt an Land – nur weil das halt alle so machen. So ist es mir zumindest viele Jahre gegangen. Schon in jungen Jahren hatte ich eine Vorliebe dafür die Saison deutlich zu verlängern.

Als Student bin ich zunächst mit meinem Surfbrett auch im tiefsten Winter auf den Seen unterwegs gewesen. Unvergessen ist mir ein Surfausflug auf dem Orthkatener See bei dem ich mich zunächst wunderte, warum die eine Hälfte „so komisch“ aussieht. Beim Näherkommen sah ich dann, der See war zur Hälfte mit Eis bedeckt – aber die andere Hälfte reichte ja zum surfen völlig aus.

Auch meinen Lis-Jollenkreuzer habe ich des öfteren im Winter zu Wasser gelassen.

Als die Schiffe dann größer wurden habe ich – wie es üblich war – im Herbst gekrant, den Winter im Freilager oder in einer Halle verbracht – um dann zu Ostern wieder ins Wasser zu gehen.

Oft habe ich mich an sonnigen Wintertagen darüber geärgert mein Schiff nicht nutzen zu können, aber ich war beruflich bedingt auch oft weit entfernt vom Wasser, und so schmerzte es nicht so sehr.

Als wir vor 5 Jahren nach Kappeln gezogen sind und ich somit fast jeden Tag an der Schlei oder der Ostsee war, wurde der „Phantomschmerz“ im Winter immer größer.

Die ersten beiden Winter haben wir zu einem Refit unserer KAIPUU, einer Bianca27 genutzt – einen Winter das Deck neu lackiert und im nächsten Winter das Unterwasserschiff komplett abgezogen und mit 10 Schichten Primer und 2 Schichten Antifouling komplett neu beschichtet – und uns damit die kalte Jahreszeit vertrieben. Aber nachdem das geschafft war, war endlich der richtige Zeitpunkt gekommen die Saison zu verlängern.

Da die Steganlage von M+P in Arnis bei der wir unseren Sommerliegeplatz haben, im Winter geschlossen ist, mussten wir uns nach einem anderen Winterliegeplatz umsehen und haben diesen in Kappeln beim ASC gefunden, wo wir erstmalig die Wintersaison 2019/2020 verbracht haben. Natürlich segeln wir im Winterhalbjahr nicht ganz so viel wie im Sommer und beschränken uns bisher auf Tagestörns auf der Schlei und der Ostsee vor Schleimünde, aber insgesamt sind wir auch im Winter vermutlich häufiger gesegelt als viele andere im Sommerhalbjahr.

Schleimünde gehört der KAIPUU

Schleimünde für uns ganz allein

Unvergessen ist unser Segelausflug am 2. Weihnachtstag 2020

bei Traumwetter raus auf die Ostsee und dann anschließend eine Pause in Schleimünde zum Kaffeetrinken und dem Genuss unser Weihnachtsplätzchen.

Dabei habe ich nicht nur regelmäßiges Segeln zur Adventszeit genossen sondern mit dem Absegeln 2019 am 31. Dezember und dem Ansegeln für die Saison 2020 am 1. Januar die Segelsaison maximal ausgedehnt. Ausgebremst wurde ich dann allerdings im Februar 2020 als Corona und damit der erste Lockdown kam – und mit ihm auch traumhaftes Sonnenwetter. Wir konnten zwar viel Zeit an Bord verbringen, aber unverständlicherweise war das Aus- und Einlaufen aus den Häfen nicht gestattet und somit blieb die KAIPUU bis Anfang Mai am Liegeplatz. Aber als am 4. Mai das Segeln wieder erlaubt war sind wir natürlich gleich los.


Nach den guten Erfahrungen des ersten Winters im Wasser, haben wir dann für den Winter 2020 / 2021 gleich wieder den Liegeplatz beim ASC gebucht. Nachdem ich im ersten Segelwinter hauptsächlich einhand unterwegs war, hatte meine Frau jetzt „Blut geleckt“ und kam regelmäßig mit.


Unvergessen ist unser Segelausflug am 2. Weihnachtstag 2020 bei Traumwetter raus auf die Ostsee und dann anschließend eine Pause in Schleimünde zum Kaffeetrinken und dem Genuss unser Weihnachtsplätzchen.


Im Februar 2021 hatten wir das erste Mal in unser „Winter-Wasser-Liegezeit“ wirklich Frost. Eine Woche war es Minus 10 Grad und die Schlei fror zu, in unserem Bereich war die Eisschicht ca. 4cm stark. Aber auch das war kein Problem für die KAIPUU. Da sie sich ständig etwas bewegt war rund ums Schiff immer ca. 10 cm Wasser, selbst rund um unsere „Lütte“, die KAIPUU XXS.


Schleimünde gehört der KAIPUU

KAIPUU im Eis

Auch ca. 5 cm dickes Eis war kein Problem. Rund um die KAIPUU war ständig ein ca. 10 cm breiter eisfreier Streifen, selbst bei der KAIPUU XXS.

Eine Woche nach dieser „Eiszeit“ war dann schon wieder schönstes „Frühlingswetter“, das Eis war weg und wir sind mit der KAIPUU wieder raus auf die Ostsee gesegelt. Ein absoluter Traum.


Auf dem Rückweg nach Kappeln kamen uns dann ein paar kleine „Treibeisfelder“ entgegen, die sich zwischenzeitlich wohl an den Uferrändern gelöst hatten. Das wirkte schon etwas komisch – ich segelte in T-Shirt und Weste und auf der Schlei schwamm Eis.

Schleimünde gehört der KAIPUU

Treibeisfelder kommen uns entgegen

Bei der Rückkehr in die Schlei kamen uns bei Rabelsund kleinere Treibeisfelder entgegen.

Im Mai 2021 haben wir die KAIPUU dann nach jetzt durchgehend 25 Monaten im Wasser bei Jan-Willem Paulsen in Arnis auf den SLIP genommen und waren absolut begeistert, wie wenig Bewuchs wir hatten. Nach dem Abstrahlen mit einem Hochdruckreiniger hätten wir eigentlich schon wieder ins Wasser gekonnt.

Wir haben dann aber doch das Unterwasserschiff leicht angeschliffen, 2 neue Schichten Antifouling gemalt, den Rumpf poliert und nach 3 Tagen an Land konnte die KAIPUU endlich wieder in ihr Element zurück. Im Durchschnitt 1 ½ Tage Landliegezeit pro Jahr – das lässt sich wirklich ertragen.

Kaum Bewuchs nach 25 Monaten im Wasser.

Nach 3 Tagen an Land wieder bereit für die nächsten 2 Jahre im Wasser

Natürlich sind wir auch in den nächsten Wintern wieder im Wasser geblieben.

Auch wenn im Winter die Tage mit gutem Wetter leider oft mit meinem aktuell sehr vollen beruflichen Kalender kollidierten, genieße ich die vielen gemütlichen Abende an Bord und auch die kurzen Pausen, wo ich einfach über Mittag mal für eine Stunde im Sonnenschein im Cockpit sitze. #

Fazit nach der 3. Wintersaison im Wasser: ich kann es mir aktuell kaum vorstellen, die KAIPUU im Winter wieder „auf´s Trockene“ zu bringen und fast die Hälfte des Jahres aufs Segeln und Leben an Bord zu verzichten.

Ganzjährig im Wasser – wir können es nur empfehlen!